Doch – so skurril es auch zunächst klingt. Natürlich sind hier keine Zahnbürsten aus Plastik mit Multi-Nano-supersauber-Borsten aus den Labors von Dr. Irgendwie gemeint, sondern eine Pflanze, die in früheren Jahrhunderten und neuerdings wieder immer öfter natürliche Zahnbürsten liefert.
Manchmal ist man ja wirklich betriebsblind, denn der sogenannte Misvak, ein Zweig vom Arrakbaum (Salvadora persica), auch Salzbaum oder eben Zahnbürstenbaum genannt, liegt schon seit Jahren bei uns im Bad und dient der Zahnpflege. Erst die Nachfrage einer Leserin, die gerne wissen wollte, wo sie die Zweige in Alanya kaufen könne, brachte uns auf die Idee, diese natürliche und sehr gesunde Art der Zahnpflege vorzustellen.
Dabei handelt es sich um einen immergrünen, schnell wachsenden Strauch oder kleinen Baum, der Wuchshöhen von 2,7 bis 6 m erreicht, mit hängenden Ästen und charakteristischen, über die ganze Pflanze verteilten, langen Knospen, der in trockenem Klima gedeiht. Schon seit Jahrtausenden bewähren sich die aufgefaserten Äste bei vielen Naturvölkern in der täglichen Zahnreinigung.
Und wo kann man die Misvak-Zweige kaufen?
Der Misvak wird meist nur in Geschäften mit religiösem Sortiment verkauft, denn für gläubige Muslime ist die Benutzung des Misvak, um Zähne und Atem vor dem Gebet zu reinigen, eine Vorschrift.
Nach Überzeugung des Propheten Mohammed besaß ein Gebet, das aus einem gereinigten Mund kam, größere Wirkung. Vor jedem der fünf täglichen Gebete soll der Gläubige die rituelle Reinigung vornehmen, zu der auch die Säuberung des Mundes und der Zähne mit dem Miswak gehört.
Diese Vorschrift hat aber einen durchaus sehr vernünftigen Hintergrund, denn die Benutzung des Kaustäbchens ist sehr gesund – sogar ein großer Hersteller von Zahnpasta bietet in der Türkei mittlerweile Zahnpasta mit Auszügen des Arrakbaumes an (zu kaufen mit der Bezeichnung „Misvak özlü“). Am ehesten werden Sie fündig im Geschäft für „Pilgerbedarf“ (Hac /Umre), in Alanya z.B auf der 25-Meter-Strasse.
Wie benutzt man die natürlichen Zahnbürsten?
Sie sollten vakuumverpackt sein, damit sie leicht feucht und trotzdem hygienisch verpackt sind. Wenn sie ausgetrocknet sind, dann haben sich die wirksamen Bestandteile bereits verflüchtigt. Wer zu frischem Misvak kommt, kann die Zweige übrigens hervorragend einfrieren. Die Rinde schneidet man etwa 1 cm vom Ende rundum ab, dann sollte das Holz solange gekaut werden, bis ein Ende so ausgefranst ist, dass es an eine Bürste erinnert. Anschließend werden damit die Zähne geputzt, wobei die abbrechenden Holzstücke ausgespuckt werden. Diese Zahnhölzer dienen zum Reinigen der Zähne, als Zungenschaber und zur Massage des Zahnfleisches.
Man findet bei den Islamischen Sitten zur Gebetsverrichtung folgende Erwähnung: „(…) Die erforderlichen Vorschriften des Gebetes nach der Rechtsschule Hanefi sind im folgenden: Zahnbürste aus Zahnbürstenbaum zu benutzen.(…) “. Der Geruch eines frischen Misvak – leicht salzig und ein wenig nach Anis – kann das ganze Badezimmer ausfüllen. Wenn die Enden zu sehr ausgefranst sind oder nicht mehr schmecken, wird das Holz nachgeschnitten.
Besonders interessant kann der Misvak für Allergiker sein, da er weder künstliche Aroma- noch Konservierungsstoffe enthält.
In der Pflanze sind wichtige Mineralstoffe, Rohfasern, Proteine und keimhemmend wirkende Substanzen enthalten. Insbesondere Ablagerungen feinster Bassanit-Kristalle unterstützen die Reinigung der Zähne durch das Kauen der Pflanzenteile. Die Hölzer enthalten einen hohen Fluorid-Anteil von 8 bis 22 ppm. Der salzig-würzige Geschmack ist nicht jedermanns Sache, aber wer z.B. keine Minze mag und trotzdem frischen Atem haben möchte, sollte Misvak einmal ausprobieren. Und wer nicht mit Holzstöckchen an seine Zähne will, der kann die Zahnpasta mit den Auszügen des Misvak auch kaufen:
In einer klinischen Studie wurde die Wirksamkeit der natürlichen Zahnbürste als Mittel zur Plaquereduktion und Prophylaxe im Vergleich zur konventionellen Methode der Mundhygiene (Zahnbürste und Zahnpaste).Die Untersuchungen fanden in der Poliklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Universität Witten/Herdecke statt. Eine weitere aufsführliche Studie findet sich hier (englisch):The Effect of Salvadora Persica Extract (Miswak) and Chlorahexidine Gluconate on Human Dentin: A SEM Study
Das Ergebnis der anschliessenden Untersuchung nach dem Test: nach 1 bzw. 2 Wochen war der Unterschied zwischen Zahnbürste und Misvak nicht signifikant, doch nach 21 Tagen wurde der Unterschied deutlich: Die Reinigungswirkung von Misvak war der der Zahnbürste deutlich überlegen. Es wurden auch einzeln die Zähne, Zahngruppen, Zahnflächen und Ober- und Unterkiefer miteinander verglichen. Alle Ergebnisse zeigten, dass die regelmäßige Benutzung von Misvak (dreimal täglich) nach einer genauen Instruktion unter Anwendung einer bestimmten Putztechnik (Kombination von vertikaler und horizontaler Auswischbewegungen) als eine Alternative zur Zahnbürste, zur Plaque- und Gingivitis-Reduktion gesehen werden kann.
Der Zahnbürstenbaum
Der Zahnbürstenbaum (Salvadora persica, Syn.: Galenia asiatica, Salvadora indica) ist eine Pflanzenart, die zur kleinen Familie der Salvadoraceae in der Ordnung der Kreuzblütlerartigen (Brassicales) gehört. Andere Trivialnamen sind Salzbusch, Senfbaum und Arrakbaum oder Arakbaum.
Salvadora persica ist ein immergrüner, schnell wachsender Strauch oder kleiner Baum, der Wuchshöhen von 2,7 bis 6 m erreicht, mit hängenden Ästen und charakteristischen, über die ganze Pflanze verteilten langen Knospen. (Wikipedia)
Leave a Reply