Nevruz – das mythische Frühlingsfest aus Mesopotamien

Nevruz wird am 21. März gefeiert und bedeutet “neuer Tag.” Es ist der Beginn eines neuen Jahres, die Wiedergeburt der Natur und das Erwachen des Frühlings. Sehr oft ist zu lesen, es sei ein “kurdisches” oder auch ein “türkisches” Frühlingsfest. Kurdische Quellen behaupten gerne, es sei aus dem “Widerstand des Kurdischen Volkes” entstanden. Aber erst mit der Verbreitung nationalistischer Ideen im 20. Jahrhundert erhielt das Fest bei den Kurden eine stärkere politische Bedeutung. In der Türkei und in Syrien waren die Nevruz-Feiern jahrzehntelang verboten. Seit 1994 gilt Nevruz offiziell als ein alttürkisches Fest, das 1995 erstmals landesweit offiziell gefeiert wurde. Es ist allerdings weder das eine noch das andere, die Wurzeln sind viel älter und über viele Völker verteilt. Wenn man Nevruz überhaupt einem Volk zuordnen könnte oder müsste, dann dem iranischen.

Viele Jahrzehnte war es zwar in der Türkei als “kurdisches Frühlingsfest” verpönt, lange sogar verboten. Erst seit einigen Jahren ist es den Kurden möglich, das Fest wieder zu begehen – und wird leider immer noch zu politischer Propaganda missbraucht, so auch letzten Samstag in Frankfurt… Mit dem Fest, das auch das Neuerwachen von Leben und Hoffnung symbolisiert, hatte diese politische Kundgebung nicht das Geringste zu tun. Man teilt die Freude über einen Neubeginn und die verschiedenen Völker (des Irans) demonstrierten damit Verbundenheit und Beilegung von Streit.

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen stellte in ihrer Erklärung fest, dass „Nevruz ein Frühlingsfest ist, das von mehr als 300 Mio. Menschen seit mehr als 3000 Jahren auf der Balkanhalbinsel, in der Schwarzmeerregion, im Kaukasus, in Zentralasien und im Nahen Osten gefeiert wird“. Am 30. September 2009 hatte die UNESCO den Nevruz-Tag in die Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen. Besondere Bedeutung hat das Fest im Iran, wo es nicht nur auf den Tag, sondern je nach dem Sonnenstadt sogar auf die Uhrzeit ankommt. Bis ins 1. Jahrhundert v. Chr. markierte im iranischen Hochland die Sommersonnenwende den Jahreswechsel, der mit großen Erntefesten begangen wurde. Unter den Achämeniden (etwa 770 bis 300 v. Chr.) wurde die Frühlings-Tagundnachtgleiche zum offiziellen Jahresbeginn. In Persien war der Tag über die Jahrhunderte der wichtigste weltliche Feiertag, aber auch in den kurdischen Provinzen des Osmanischen Reiches galt er als gesetzlicher Feiertag.
Laut der Mythologie symbolisiert Newroz auch den Sieg des Lichtes über die Dunkelheit, den Sieg des Guten über das Böse. Nach langem harten Winter schmelzen Eis, Gletscher und Schnee in der Wärme der Frühlingssonne, neues Leben strömt in die Halme und Zweige, das Leben entfaltet wieder seine volle Kraft. Die Natur, Tiere und Menschen sind bereit für einen Neubeginn.

Auch in Alanya wurde heute das Frühlingsfest am Hafen gefeiert. Hunderte Schüler und die Honoratioren der Stadt waren die Zuschauer, als eine kleine Prozession über den Platz geführt wurde, die den Auszug der Nomaden auf die Yaylas, die Hochalmen darstellen sollte – Reiter, Kamele, eine kleine Schafsherde, zwei sehr unwillige, aber schöne und riesige Ziegenböcke, ein prächtiger Hahn (der schön öfters als Darsteller mitgewirkt hat, weil er sich bereitwillig tragen lässt) und junge Leute in Trachten zogen an den Zuschauern vorbei.

Es wurden einige Folkloretänze gezeigt und Bürgermeister und Landrat versuchten sich im Schmieden heisser Eisen – das Schmieden hat auch hier bei dem Fest eine tiefere Bedeutung: . Im Zentrum dieser Vorstellung stehen die Legenden um den Tyrannen Zohak (Dahak, Dahaq) und seinen Bezwinger, den Schmied Kaveh. Gemeinsam mit der Bevölkerung zog Kaveh los und erschlug Zohak. Aus Freude entfachten die Menschen ein Feuer, das die Nachricht im ganzen Land verbreitete. Dies hat sich der Überlieferung nach im Jahr 612 v. Chr. zugetragen.  Auch der Sprung über das Feuer symbolisiert diese Legende.

 

 

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